Den neu gestalteten Platz vor dem alten Schulgebäude, unmittelbar an dem ampelgeschützten Fußübergang, ziert eine gusseiserne Pumpe, die den ehemaligen Dorfbrunnen markiert. Hier schöpften die
Lohrsdorfer ihr Trinkwasser und das Wasser für ihr Vieh. Hier musste im Notfall auch das Löschwasser in ledernen Eimern an einer langen Kette von Helferinnen und Helfern bis zur Brandstelle im
Dorf transportiert werden. Obwohl der Brunnenboden unter dem Niveau des Baches liegt, hatte der Brunnen bei der Neugestaltung des Platzes kein Wasser. Einige Meter oberhalb der Sinzigerstraße
floss der Lohrsdorfer Bach vom Köhlerhof schon zur Römerzeit durch einen Steintunnel unterhalb der Straße in Richtung Ahr. Auch unter dem heutigen Getränkeabholmarkt, ein Gebäude, das in den
Jahrhunderten unterschiedlichen Zwecken diente: Kontrollposten, Umschlagplatz für Handelsgüter, Barriere, Gaststätte, Pferdewechselstation etc. war das Grundwasser früher erreichbar. Bei
Ausschachtarbeiten unter dem Kellerboden der damaligen Wirtschaft Esser stieß man auf einen alten Brunnenschacht, der aus der Römerzeit stammte und aus 7 bis 9 Metern Tiefe bis zum Küchenboden
hinaufführte. Dort fand man römische Krugbruchstücke aus dem 1. Jahrhundert n.Chr., eine Austernschale und Münzen. Die Scherben passen zu den in dieser Zeit gebräuchlichen Einhenkelkrügen, ein
Aufbewahrungsgefäß für Wein. Die Austernschale als Gebrauchsgegenstand deutet auf einen Tauschhandel vom Atlantik über den Rhein bis hin zu dem von Römern und ihren Hilfstruppen besetzte
Niedergermanien.
Das von Bauern, Winzern, Handwerkern und Tagelöhnern bewohnte Lohrsdorf verarmte im Mittelalter durch die vielen Truppendurchmärsche und durch die Abgaben an die herrschenden Adelsfamilien auf
der Landskrone. Die täglich um ihr Überleben kämpfenden Familien setzten ihre Kinder als kostenlose Arbeitskräfte als Ernte- und Weinlesehelfer, Viehhüter und Haushalts- bzw. Stallhilfen ein. An
Lesen- und Schreiben lernen war nicht zu denken. Lediglich einige Kinder aus finanziell besser gestellten Familien wurden vom Dorfvikar unterrichtet. Das änderte sich mit der Besetzung Lohrsdorfs
und des gesamten linken Rheinufers durch die Franzosen nach 1792-1795. Sie führten eine allgemeine Schulpflicht ein, die dann in der Preußenzeit reglementiert wurde.
Erst eine Schulchronik der Lohrsdorfer Volksschule ab dem 1. November 1894 dokumentiert einen regulären Unterricht über 8 Schuljahre in einer einklassigen Landschule. Sie war im nördlichen
Gebäudeteil mit Schulsaal, Lehrerwohnung und Gemeindekeller untergebracht. Die vorhandenen Dokumente neben der Schulchronik (Gemeinderatsprotokolle und Schulakten im Kreis- und Stadtarchiv!)
lassen erkennen, wie schwer schulische Bildung und ihre Finanzierung in den Köpfen der Lohrsdorfer Bevölkerung Eingang fand. Hier vereitelte auch die Voreinstellung, dass der Bauer, Tagelöhner
und Handwerker nach Gottes Willen nicht zur Bildung berufen sei, den geheimen Wunsch mancher Eltern, ihre Kinder auf eine „höhere Schule“ zu schicken, ihnen Freizeit für ihre Hausaufgaben zu
geben und ihnen das nötige Lernmaterial zu kaufen. Auch die Lehrer erfuhren durch ihre finanzielle Abhängigkeit vom Gemeinderat schwerwiegende Eingriffe in ihren Lehrauftrag bis schließlich dann
die staatliche Übernahme des Lehrergehaltes sie und ihre Familien von dieser Abhängigkeit befreite.
Wir stehen hier an der Sinziger Straße, Teil der alten B 266 und der uralten Eifel-Ardennenstraße. Die Mauer der Ritterstraße auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist seit vielen Jahrhunderten
das Markenzeichen des Dorfes, wie auch schon die Zeichnung auf unserer Dorffahne zeigt und der tonnenschwere Quarzitbrocken auf dem kleinen Platz davor erinnert an die Bergbauzeit Lohrsdorfs, als
auf dem Koppen Quarzit gefördert wurde.
Seit nahezu sechzig Jahren versuchen die Lohrsdorfer den enormen Verkehr der Bundesstraße mit ihrem Lärm, Schmutz und ihren Gefahren durch eine Umgehung los zu werden. Bisher ohne
Erfolg.