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Lohrsdorf

Der Ortsbezirk Lohrsdorf besteht aus den Ortsteilen Lohrsdorf und Green. Er umfasst das rechts der Ahr gelegene Green, links der Ahr Lohrsdorf einschließlich dem Golfplatz Köhlerhof und der Burg Landskron. 

Die Lage Lohrsdorfs 

Lohrsdorf bildet das östlichste "Tor" der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es liegt eingebettet in eine vielgestaltige Landschaft, in der hoch aufragende Berge, der Lohrsdorfer Koppen und die Landskrone, tiefe Täler, Weinberge der höchsten Bodengüteklasse seit dem Frühmittelalter (830 auf dem mons Gimiche = Landskrone!), Streuobstwiesen, Busch- und Waldgelände, der Lohrsdorfer Bach und die Ahr, floristische Seltenheiten wie die in einem Naturschutzgebiet wildwachsenden Orchideen und viele andere, ökologisch als schützenswert eingestufte Landschaftsteile, wie z.B. ein Sumpf- und Auenwald, ihren Platz haben. 

Der Ort selber erstreckt sich im Süden entlang der B 266 mit dem alten Ortskern mit seinen Fachwerkhäusern und der altehrwürdigen aus dem 11. Jh. stammenden Kapelle, nach Norden mit dem anschließenden Neubaugebiet in dem vom Lohrsdorfer Bach zwischen dem ,,Heuberg” und dem ,,Koppen” tief eingeschnittenen Wald- und Wiesental zum Golfplatz ,,Köhlerhof'” hin. 

Zur Geschichte Lohrsdorfs 

Lohrsdorf wird schon im Jahre 828 in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Ludwig dem Frommen an Einhard, dem Schreiber der Lebensgeschichte seines Vaters, Karl d.Gr., erwähnt und ist damit - nach Bachem - der urkundlich zweitälteste Ort an der Ahr. 

In Lohrsdorf waren im Jahr 1151 die Klöster Liesborn und Münster-Überwasser begütert. Im Jahre 1163 erhielt die Abtei Maria Laach dort Besitz, der aber wahrscheinlich 1229 an Graf Gerhard von Are überging. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts hatte Lohrsdorf eine Kapelle, von der das Chor noch erhalten ist. Das Langhaus des heutigen Baues, der im übrigen mancherlei Umgestaltung erfuhr, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Eine Altarweihe wurde 1650 vorgenommen. 

Archäologische Funde, wie die Funde in den Ruinen der Reichsfeste Landskron, die Ausgrabungen in ,,Pitter Stuff", das in einer Skizze eingezeichnete heidnische Heiligtum, die im Boden versteckt liegenden Grundmauern in dem Flurstück ,,An der Heidenmauer” u.a.m. lassen auf eine Frühbesiedlung Lohrsdorfs schon durch die Kelten schließen. 

Im Landeshauptarchiv Koblenz befinden sich Archivalien, die schon im Mittelalter auf eine besondere Rolle Lohrsdorfs hinweisen. Zum einen ist es der Freibrief vom 20. Mai 1397, in dem den ,,Eigenleuten” des Landskroner Burgherrn von Einenberg die gleiche Freiheit zugebilligt wird, wie den ,,übrigen Dorfgenossen von Lohrsdorf”; zum anderen ist es die ,,Verfassung L.”, die wohl eine der ersten Verfassungen in Deutschland sein dürfte. 

In den folgenden Jahrhunderten gehörte Lohrsdorf als Kernbestandteil der Reichsherrschaft Landskron unmittelbar zum “Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation”. Erst mit der Eingliederung des linken Rheinufers in die französische Republik unter Napoleon 1801 und formal mit der Auflösung des Reiches 1804 endete die Zugehörigkeit Lohrsdorfs zum Reich. 

Bis weit ins 19. Jahrhundert jedoch bekannten sich die Lohrsdorfer als die im Reich lebenden Bürger. Die Lohrsdorfer, nunmehr mit den Greenern in einer selbständigen Gemeinde, besaßen bis ins 19. Jahrhundert eine Art Schlüsselstellung an der alten Eifel-Ardennenstraße, heute die B 266. An der vorspringenden Bergflanke des Koppens, dort, wo heute die Wirtschaft ,,Zur Landskrone" steht, befand sich zur Zeit der französischen Besetzung ein Schlagbaum, eine ,,Barriere”, an der Wegzoll entrichtet werden musste. Da es die einträglichste ,,Barriere" im ganzen Departement Coblenz war, muss die Strasse zu dieser Zeit eine bedeutende Verkehrsverbindung bis zu den Ardennen gewesen sein. 

Vor dieser Zeit und vor allem danach war hier eine Poststation der Thurn- und Taxis'schen Post und der preußischen Postverwaltung. 

Der Köhlerhof 

Diesen ehemaligen landwirtschaftlichen Hof, heute umgebaut als Clubhaus und Restaurant des Golfclubs ,,Köhlerhof”, erreicht man vom 1 km entfernten Lohrsdorf durch das Wiesental des Lohrsdorfer Baches. Die geschichtliche Vergangenheit des Köhlerhofes ist eng verknüpft mit der Geschichte Lohrsdorfs und der Reichsherrschaft Landskron. 1209 taucht der Name erstmals urkundlich auf als ,,Hof Curle”, im 14. Jahrhundert als Rittergut des Walter (Welterus!) von (de) Curle. 

Zu diesem Hof gehörte noch ein kleines Dorf, eine Schäferei und eine Mühle. 

Im 17. Jahrhundert besaßen die Landskroner Burgherrn von Brempt, im 18. Jahrhundert die von Nesselrode und dann die von Clodt als Landskroner Burgherren den Hof. 

Um die Wende des 18. Jahrhunderts kam der Köhlerhof durch Kauf an die Familie Ritzdorf. Die letzten Besitzer, die Familie Krämer, verpachtete den Hof Mitte des 20. Jahrhunderts an die Familie Kossler. Danach wurde der Hof mit seinen Ländereien zum großen Teil als Golfplatz umgestaltet. 

Die Reichsburg Landskron 

Dies Burg markiert den westlichen Teil der Gemarkung Lohrsdorf und ist von allen Dörfern und Stadtteilen im Umkreis auf Wanderwegen bequem zu erreichen. Mit ihrem von König Philipp von Schwaben befohlenen Bau zum Schutze des Reichslandes, einschließlich der Aachen-Frankfurter Heerstraße, etwa 1 km von der Burg entfernt, verlor der Lohrsdorfer Koppen seine uralte strategische Bedeutung. 

Als Burgkommandant wurde vom König sein unfreier Verwaltungsbeamter, der Ministeriale Gerhard (Gerichwin), von dem nahen Verwaltungsort Sinzig eingesetzt. Er und seine Nachkommen Gerhard II. bis V. schafften ihren Aufstieg in den freien Niederadel. Ebenso gelang ihnen durch Kauf von Eigengut und Heirat, z.B. mit Beatrix von Hammerstein, sowie mit der Tochter des Grafen von Mörs, ein Bedeutungszuwachs ihres Besitzes im Reich, vom königlichen Krongut über die Reichsherrschaft Landskron als Kleinzelle eines adligen Kleinterritoriums. Der ,,römische König Karl” unterstrich im Jahre 1349 die Bedeutung der Reichsherrschaft Landskron mit ihren Kerndörfern Lohrsdorf und Green durch eine Urkunde, mit der er die Burgherren von Landskron ,,auf ewig” mit der Reichsherrschaft belehnte, vorausgesetzt, dass diese Herrschaft auf ewig bei Kaiser und Reich bliebe. 

Besonders die Lohrsdorfer fühlten sich daher bis ins 19. Jahrhundert als ,,im Reich” lebende Bürger. Im Jahre 1677 brannte das Hauptgebäude der Burg völlig nieder. 1682 wurde auf Anweisung des Kurfürsten von der Pfalz als Herzog von Jülich die gesamte Burganlage abgerissen. 

1798 übernahm Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, der spätere berühmte preußische Staatsminister, die ihm durch Erbfolge zustehenden Güter der Herrschaft Landskron. Unter dem Druck der damaligen Zeitläufe verkaufte er sie. 

Heute gehört das Burggelände mit dem als Aussichtspunkt sehenswerten Bergfried dem Grafen von Kanitz. 

Unterhalb des inneren Mauerringes der Burg lehnt sich die Fünf-Jungfrauen-Kapelle an eine Felsgrotte an, die sowohl in der Sage, als auch durch das in ihr herabrieselnde Heilwasser von sich reden machte. 1212 wird sie in einem Schutzbrief des deutschen Königs Otto IV. erwähnt und im Jahre 1360 als Cluse bezeichnet. Der Name scheint auf diese Felsgrotte hinzuweisen, in der sich die Klause eines Einsiedlers befunden haben soll. Jahrhunderte später retteten sich, der Sage nach, bei einem Überfall die 5 Töchter des Burgherrn in diese Grotte, zu der noch heute eine Tür an der Epistelseite der Kapelle führt. 

 

Lohrsdorf hat bis auf den heutigen Tag seinen eigenen Charakter bewahrt. Die Menschen sind durch eine vielgestaltige Landschaft geprägt und fühlen sich ihrer uralten Geschichte verbunden, die durch die Reichsburg im Westen, dem Köhlerhof im Norden, dem Koppen im Osten und dem Stadtteil Green im Süden entscheidend beeinflusst wurde. 

Green

Green, wo schon 1151 die Klöster Liesborn und Münster-Überwasser Güter besaßen, gehörte wie Lohrsdorf zum Reichsgebiet der deutschen Könige und Kaiser. Deren Bestreben war es, die Befestigungen an der Aachen-Frankfurter Heerstraße mit den Burgen Tomburg, Landskron und Hammerstein sowie mit der befestigten Stadt Sinzig mit ihnen treu Ergebenen zu besetzen und ihnen die umliegenden Ländereien zu Lehen zu geben. Diese wiederum hatten sog. Burgmannen, einfache Ritter, die sich im Kriegsfall zur Gefolgschaft verpflichteten und für ihre Verdienste wiederum mit Land und Untertanen begütert wurden. So erhielt der Burgmann Johannes, der sich dann nach dem Dorf Green ,,de Grinde" nannte, Grundbesitz in Green. Der urkundlich ausgewiesene letzte Nachkomme dieses Burgmannen nennt sich noch Anfang des 15. Jahrhunderts Hugo vame Grene zu Veynau. 1333 wurde Green von Gerhard von Landskron gekauft. 1344 erwarb der Abt von Kornelimünster Lehnsgut in Green, das zu der Herrschaft Landskron gehörte. Green wechselte häufig durch Verkauf den Besitzer: 1333 durch Gerhard v. Landskron, an Theoderich von Bassenheim, 1335 an Johann v. Dernau, 1341 an Heinrich v. Heimersheim u. Anfang des 17. Jahrhunderts an den Grafen v. Manderscheid und Blankenheim!

“Das Dorf Green war 1671 von einer lebendigen Hecke und doppeltem Graben umgeben, und bestellte der Freiherr v. Brempt darin den Schultheißen und 7 Schöffen und die Hochgerichtsbarkeit in Zivil und Kriminalsachen. Hecke und Graben wurden in den 1720 er Jahren von der Gemeinde verkauft. In dem Dorf besaß v. Brempt einen Hof mit Zehntscheuer, eine Mühle und mehrere Juden, die Tribut bezahlten.”

In der im Jahre 1647 erwähnten Kapelle wurde 1650 der Altar geweiht. Auffallend ist, daß im gleichen Jahr, wenn nicht sogar am gleichen Tag, in der Kapelle St. Petri und Marcellini in Lohrsdorf die Altarweihe vorgenommen wurde. Die Kapelle in Green wurde durch das Hochwasser der Ahr 1761 völlig zerstört.

Green wurde häufig das Opfer von Ahrhochwasser. Das erste urkundlich erwähnte war am 16. August 1348. Zwischen 1410 und 1804 wird die Greener Mühle achtmal teilweise oder ganz durch Hochwasser zerstört. 1761 wird das Dorf Green durch Hochwasser teilweise zerstört. 1804 ertranken 63 Menschen an der Ahr und es entstanden riesige Sachschäden. Insgesamt sind 75 Hochwasser in der Zeit vom 14. Jahrhundert bis zur endgültigen Regulierung der Ahr 1910 urkundlich erfasst.

Textquelle: Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler